Unser Bau- und Wohnkonzept

10.06.2021

Quartierbezogen

Aktivität, Selbstbestimmung und Teilhabe sind von entsprechenden Möglichkeiten, Rahmenbedingungen und Angeboten abhängig, nicht zuletzt auch von den Verhältnissen vor Ort. Vor allem das sogenannte „Mikroumfeld“ (eigene Wohnung, unmittelbare Nachbarschaft) sowie das „Mesoumfeld“ (Raum, der innerhalb von zehn Minuten erreicht werden kann) ist dafür besonders wichtig.

Die sozialen und räumlichen Möglichkeiten des Mikro- und Mesoumfeldes stellen die Orte der Versorgung,des Wohnens, des Lebens und der sozialen Teilhabe dar. Hier findet der alltägliche soziale Austausch (mit den Nachbarinnen und Nachbarn reden, Geschehnisse in der Umgebung mitbekommen, z.B. beim Einkauf im Bio-Laden) statt.

Die soziale und räumliche Nachbarschaft ist eine unverzichtbare Ressource für die Alltagsbewältigung. Sie gibt ein Gefühl von Sicherheit im Sinne von: „Da wäre im Fall der Fälle jemand da.““Diese Überlegungen finden ihren Niederschlag in sozialraumorientierten Versorgungsansätzen, (wie beim Buurtzorg-Pflegemodell) die das Quartier in den Mittelpunkt stellen.

Barrierefrei

Barrierefreiheit bedeutet eine Gestaltung der baulichen Umwelt, also von Häusern und Wohnungen, die Menschen mit Beeinträchtigungen ermöglicht diese zu nutzen, ohne zusätzlich einen Nachteil zu erfahren.

Ein wünschenswerter barrierefreier Ausbau ist in der Praxis oft teuer und bringt Menschen ohne Einschränkung keinen Nutzen. Die Idee von barrierarm ist, dass alle Menschen davon profitieren, wenn sie in der eigenen Wohnung nicht stolpern und es für Behinderte ein Gewinn ist, wenn auch nur ein Teil der vorhandenen Barrieren verschwindet.

Hier geht es darum, Barrieren abzubauen. Dies bietet mehr Komfort und erleichtert Menschen mit Einschränkungen das Nutzen der Wohnung. Ziel ist, so viele Hindernisse wie möglich abzubauen.

Selbstverwaltet

Aus unserem Verständnis heraus sollte das Modell garantieren, dass die Bewohner*innen über Umbauten und Investitionen ebenso wie über neue Mitbewohner entscheiden können, dass die Hausverwaltung in ihren Händen bleibt und sie die Miethöhen festlegen können – eben selbstorganisiert.

Die Verwaltung unseres Hauses ist ein weites Aufgabenfeld: Es reicht von der Beauftragung von Handwerkern über das Vermitteln bei Konflikten bis zur Ausrichtung des Hausplenums, das mindestens monatlich tagt. Dort werden mit transparenten Plänen und Kostenberechnungen möglichst alle Mieter*innen in die Entscheidungsfindung einbezogen. Ob es um das Heizungssystem, die Hofbegrünung, die Besetzung der Arbeitsgruppen oder um freie Wohnungen geht – alle sind aufgefordert, sich zu beteiligen.

Ein wichtiger Vorteil der Selbstverwaltung sind die niedrigeren Kosten für die Bewohner*innen. Dafür werden anfallende Verwaltungsaufgaben von den Bewohner*innen entweder unentgeltlich oder nur gegen eine geringe Aufwandsentschädigung erledigt.

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass sie leichter erreichbar sind und in der Regel engagierter, wenn es zum Beispiel um den Erhalt von Gemeinschaftseigentum geht.

Ökologisch

Unser Haus wird sparsam (Modulbauweise), ökologisch (Holz), ressourcenschonend, energieeffizient (KfW-Standard 40) und barrierearm erstellt. Ebenso wichtig ist uns eine bautechnisch passive Hausklimaregulation durch sommerliche Verschattung und Verdunstungskühlung u.a. mit geeigneter pflanzlicher Dach-, Hauswand- und Raumbegrünung. Durch den abnehmenden Mobilitätsradius alter Menschen halten wir dies für notwendig, um ein angenehmes Wohnklima bei geringem technischem Aufwand zu realisieren. Auch für das Quartier ergibt sich daraus eine Aufwertung der Aufenthaltsattraktivität sowie ein klimatischer Gewinn.

Da die BewohnerInnen aufs eigene Auto verzichten (Bestandteil des Mietvertrags), werden wir die geforderten Autostellplätze in der Tiefgarage zugunsten einer Carsharing- und Ladestation für Elektromobilität (e-bike, e-car) zur Verfügung stellen. Neben einer nahen Anbindung an den ÖPNV gehören für uns als Ältere im Quartier dazu auch fußläufig erreichbare Einrichtungen des alltäglichen Lebens (von denen wir einen Teil in unserem Haus realisieren).

Kein privates Wohneigentum

Das Mietshäuser Syndikat

Wohnraum als Gemeineigentum schaffen und die Häuser der Immobilienspekulation entziehen, das ist das Ziel des Syndikat-Modells. Bewohner*innen sind Mieter*innen und Eigentümer*innen zugleich. Sie sind Mitglied im Hausverein und gründen gemeinsam mit dem Mietshäuser Syndikat eine GmbH, welcher Haus und Grundstück gehören.

Außer in Verkaufs- oder Satzungsfragen haben die Bewohner*innen das alleinige Entscheidungsrecht über ihr Projekt. Finanziert wird es über Kredite, die über Jahrzehnte hinweg abbezahlt werden. Die Kredite stammen dabei zu großen Teilen von solidarischen Bürgerinnen und Bürgern.

Als Einnahmen dienen die Mieten, deren Höhe die Bewohner*innen selbst festlegen. Über eine Solidarabgabe pro m² werden weitere Projekte finanziell unterstützt. Im Gegensatz zu genossenschaftlichen Modellen ergeben sich durch finanzielle Einlagen keine Mitbestimmungsrechte. Die Mitgliedschaft im Hausverein – und damit auch das Mitbestimmungsrecht – beginnt mit dem Einzug und endet mit dem Auszug.14)

Kommunikativ

Hausgemeinschaft

Das Zentrum der Hausgemeinschaft bilden gemeinschaftliche Wohnbereiche. Diese werden so gestaltet, dass sie eine hohe Aufenthaltsqualität bieten und somit Begegnung und Kooperation der Bewohner*innen fördern.

Die funktionale Ausgestaltung der gemeinschaftlichen Wohnbereiche auf den einzelnen Stockwerken beschließen und realisieren die dort wohnenden Personen. So soll ein Optimum an Anerkennung unterschiedlicher Interessen und Bedürfnisse unter Beibehaltung unserer Vision von gemeinschaftlichem Wohnen im Alter erreicht werden.

Soziokratie als Methode der Entscheidungsfindung hat sich als von großem Nutzen erwiesen, da sie darauf angelegt ist, zu einem für alle tragbaren Ergebnis zu kommen.